Als Teilnehmende an einem Workshop des Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum haben Julia Romberg und Tobias Escher die Ergebnisse aus der CIMT Forschung zur KI-unterstützten Auswertung von Beteiligungsbeiträgen vorgestellt und mit den anwesenden Expert*innen aus Forschung & Beteiligungspraxis über weitere Möglichkeiten diskutiert, um Künstliche Intelligenz für die Unterstützung von Öffentlichkeitsbeteiligung einzusetzen. Deutlich wurde dabei, dass die Praktiker*innen Potentiale nicht nur bei der Auswertung (Output), sondern auch bei der Aktivierung von Teilnehmenden (Input) sowie bei der Unterstützung der Interaktionen (Throughput) bei Beteiligungsverfahren sehen. Gleichwohl stehen diesen Potentialen Herausforderungen und Risiken gegenüber, unter anderem bei der adäquaten technischen Umsetzung sowie der Sicherstellung von Datenschutz und Diskriminierungsfreiheit.
Der von Dr. Dennis Frieß und Anke Stoll organisierte Workshop fand vom 8. bis 10. Februar 2023 in Bochum statt. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Düsseldorfer Instituts für Internet und Demokratie.
Am 30. November haben wir Vertreter*innen der mit uns kooperierenden Kommunen eingeladen, um uns mit diesen über die ersten Ergebnisse aus den umfangreichen Befragungen unserer Forschungsgruppe auszutauschen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die jeweiligen Beteiligungsverfahren von den Teilnehmenden eingeschätzt werden, und welche Aspekte zur Teilnahme motivieren, oder davon abhalten.
Trotz der Verschiedenheit der von uns untersuchten fünf Projekte (und der bislang z.T. noch geringen Zahl der Teilnehmenden) weisen die Einschätzungen der an solchen Prozessen partizipierenden Personen relativ große Übereinstimmungen auf. Insgesamt zeigen sich eher positive Bewertungen für die Beteiligungsverfahren im Hinblick auf den Diskussionsverlauf und die Transparenz. Gleichzeitig gibt es aber auch in allen Verfahren vergleichbare Herausforderungen. So wird z.B. die Repräsentation der eigenen Interessen als relativ gut bewertet, es werden aber Lücken in der Repräsentation anderer Meinungen wahrgenommen. Auch gelingt nicht immer ein Ausgleich der Interessen. Darüber hinaus sind die Teilnehmenden eher skeptisch, was die tatsächlichen Wirkung der Beteiligungsergebnisse auf den politischen Prozess angeht, wenn sie diese auch nicht ausschließen.
Interessante Unterschiede zeigen sich auch zwischen Teilnehmenden und Nicht-Teilnehmenden. Beispielhaft zeigt die untenstehende Auswertung die Anworten auf die Frage danach, wie der Verkehr in der jeweiligen Kommune in fünf Jahren aussehen sollte. In der Regel befürworten Personen, die am Beteiligungsverfahren teilgenommen haben (T) grundsätzlich eher eine Umgestaltung zur Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr als die Personen, die sich nicht an diesen Verfahren beteiligt haben (nT). So finden sich also unter den Teilnehmenden eher Befürworter*innen der Verkehrswende. Allerdings zeigen sich auch hier durchaus Unterschiede zwischen den Verfahren, die darauf hindeuten, dass die Motive sich einzubringen durchaus sehr verschieden ausfallen können – ein Aspekt, den wir in den zukünftigen Analysen weiter verfolgen werden.
Der Praxisworkshop hatte das Ziel, diese ersten Befunde gemeinsam zu reflektieren, gerade auch im Vergleich des jeweils „eigenen“ Verfahrens mit den Ergebnissen aus den anderen untersuchten Kommunen. Dieser Austausch hat uns wichtige Hinweise auf mögliche Zusammenhänge geliefert und verdeutlicht, wo weiterer Klärungsbedarf besteht.
Die dargestellten Beispiele sind ein erster Einblick in die große Fülle an Daten, die mit Hilfe der Befragungen gesammelt wurden und die im Jahr 2023 noch erweitert werden wird (siehe Hintergrund unten). Der gemeinsame Austausch mit den kommunalen Partner*innen hatte daher auch den Zweck, genauer zu klären, welche Informationen für die kommunale Beteiligungspraxis relevant sind, und in welchen Formaten die gemeinsamen Diskussionen am sinnvollsten fortgeführt werden können.
Wir bedanken uns recht herzlich bei unseren Partner*innen für Ihre Zeit und Ihre Ideen!
Zum Hintergrund
Im Rahmen unserer Forschung interessieren wir uns insbesondere dafür, welche Rolle Bürger*innenbeteiligung beim Gelingen der Verkehrswende spielen kann. Dafür untersuchen wir unter anderem fünf verschiedene Beteiligungsverfahren:
Für jedes Projekt wurde von uns ein umfangreiches Programm an Befragungen durchgeführt. Dafür haben wir zum einen eine Zufallsauswahl aus der gemeldeten Bevölkerung mit einem Fragebogen angeschrieben. Zum anderen wurden von uns im Rahmen der verschiedenen Beteiligungsformate Teilnehmer*innen befragt. Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über die Befragungszeiträume einschließlich der Ausschöpfungsquoten der von uns durchgeführten Bevölkerungsbefragungen. Insgesamt wurden bislang rund 1.600 Personen befragt, von denen rund 300 an einem der untersuchten Beteiligungsverfahren teilgenommen haben.
Die Forschungsgruppe CIMT (Citizen Involvement in Mobility Transitions) am Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erforscht die Potentiale und Probleme von Bürger*innenbeteiligung an der Verkehrswende in deutschen Kommunen.
Für unser Team suchen wir zum 1. Februar 2023 bzw. zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine
Studentische Hilfskraft (SHK) bzw. Wissenschaftliche Hilfskraft mit Bachelorabschluss (WHB)
Ausführliche Informationen finden Sie in unserer Ausschreibung. Bewerbungsfrist ist der 5. Dezember 2022.
Im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Masterstudiengang Sozialwissen-schaften bei unserer Forschungsgruppe untersucht Herr Jan Krebs, wie nachhaltig die Mobilität von Zuschauerinnen und Zuschauern bei Bundesligaspielen ist. Konkret geht es darum herauszufinden, mit welchen Verkehrsmitteln die Fans zum Stadion kommen und welche Rolle dabei verschiedene Faktoren wie z. B. die Lage des Stadions, die Terminansetzung oder die Größe des Vereins spielen.
Dafür bitten wir aktuell alle Vereine der 1. Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga der Saison 2018/2019 um Mithilfe! Wenn Sie für einen der Vereine arbeiten, so möchte ich Sie herzlich um Ihre Mitarbeit bitten. Für jede Liga haben wir einen kurzen Fragebogen vorbereitet. Die Beantwortung sollte nur wenig Zeit in Anspruch nehmen. Wenn Sie keine konkreten Zahlen zur Beantwortung der Fragen im Fragebogen vorliegen haben, nehmen Sie gerne eine grobe Schätzung vor.
Wir möchten Sie bitten, die Fragen bis zum 22.04.2022 zu beantworten.Sie können den Fragebogen bequem am Computer ausfüllen und per E-Mail als PDF an Herrn Krebs schicken (Jan.Krebs@uni-duesseldorf.de).
Die neu gewonnen Daten sollen aufbereitet und wenn möglich, in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht werden, die darstellt wie Fuß-ballfans in Deutschland zum Stadion gelangen und wie nachhaltig deren Mobilität ist. Mit der Rücksendung des Fragebogens willigen Sie ein, dass die Daten für eine solche wissenschaftliche Publikation genutzt werden könnten.
Als Ansprechpartner für alle Ihre Fragen und Anregungen steht Ihnen Her Krebs unter Jan.Krebs@uni-duesseldorf.de zur Verfügung.
Für Ihre Teilnahme möchten ich mich im Voraus recht herzlich bedanken.
Am vergangenen Freitag haben wir im Rahmen unseres 2. Praxisworkshops erste Ergebnisse zu unseren aktuellen Arbeiten zur automatisierten Auswertung von Beteiligungsbeiträgen vorgestellt. Insgesamt hatten wir 12 Teilnehmende, die in verschiedenen Rollen (Stadtplanung, Bürger*innenbeteiligung, Dienstleistung als Planende oder für Partizipation) mit der Auswertung von Beteiligungsbeiträgen Erfahrung haben.
Zu Beginn haben wir einen Ansatz vorgestellt, um einzelne Sätze in Beteiligungsbeiträgen als Vorschlag oder Zustandsbeschreibung (beziehungsweise beides oder nichts davon) zu klassifizieren. Das funktioniert in der Praxis auch automatisiert schon ziemlich gut, wie auch unserer Veröffentlichung in den Proceedings of the 8th Workshop on Argument Mining zu entnehmen ist.
Die Expertinnen und Experten konnten die Zuordnung in der Regel nachvollziehen, allerdings trifft es nur teilweise den Bedarf in der Beteiligungspraxis. So lassen sich aus Beschreibungen von Situationen vor Ort in der Regel auch häufig Vorschläge ableiten, bzw. aus Vorschlägen auch Einschätzungen der Situation vor Ort. Hier würde zunächst einmal vor allem eine Hervorhebung von solchen inhaltlich relevanten Sätzen (im Gegensatz zu allgemeinen Informationen im Beitrag) weiterhelfen, um eine Konzentration auf das Wesentliche zu ermöglichen. Auch wäre eine Unterscheidung in konkrete Vorschläge vs. allgemeine Forderungen oder Kritik an bestehenden Verhältnissen denkbar.
Eine von allem geteilte Feststellung war, dass der Auswertungsprozess immer das Lesen und Abwägen jedes einzelnen Beitrags durch die Verantwortlichen erfordert, nicht zuletzt um sicherzustellen, dass alle Beiträge gleich und fair behandelt werden. Während eine Vorsortierung oder eine Priorisierung wichtig ist, um die Bearbeitung durch die Verantwortlichen zu erleichtern, darf ein Algorithmus nie die finale Entscheidung über die aus einem Beitrag erwachsenden Konsequenzen haben. So ist auch sichergestellt, dass mögliche Fehlzuordnungen im Rahmen der automatisierten Klassifikation erkannt werden und die Entscheidungsprozesse transparent und nachvollziehbar bleiben.
Als Folge dieser grundlegenden Feststellung muss eine Automatisierung also vor allem darauf angelegt sein, die mit der Auswertung betrauten Personen in ihrer praktischen Arbeit zu unterstützen. Die Teilnehmenden des Workshops haben dabei vor allem die Rolle der thematischen Klassifikation von Beiträgen betont. Im Kontext der Verfahren im Fokus von CIMT, erfordert das hier vor allem die Zuordnung von Beiträgen zu verkehrsrelevanten Kategorien. Dabei gilt es zwischen generischen und prozess-spezifischen Kategorien zu unterscheiden. Einerseits gibt es eine ganze Reihe von Themen, die für alle Beteiligungsverfahren mit einem Mobilitätsfokus relevant sind. Dazu zählt die Erkennung von Verkehrsmitteln oder bestimmten verkehrsrelevanten Themen, z.B. Verkehrssicherheit oder Mobilitätsmanagement. Diese eignen sich insbesondere für Verfahren, die überwachtes Lernen anwenden, da die Erkennung vorab (auch auf anderen, vergleichbaren Datensätzen) trainiert werden kann. Im Gegensatz dazu haben viele der Beteiligungsverfahren aber auch immer spezielle Themen, die nicht vorab feststehen, sondern sich erst in der konkreten Beteiligung ergeben. Hier müsste dann gegebenenfalls auf nicht-überwachte Verfahren zurückgegriffen werden, die dann nach Abschluss eines Verfahrens die Menge der Beiträge nach Ähnlichkeiten (z.B. in der Wortverteilung) analysieren und clustern.
Zusätzliche inhaltliche Klassifikationen, die im Rahmen des Workshops vorgeschlagen wurden, umfassten:
die Verortung von Vorschlägen (an der wir auch schon arbeiten)
die Erkennung von Vorschlägen, die rasches Handeln erfordern (z.B. Hinweis auf akute Gefahrenstellen)
Unterscheidung der Konkretheit von Vorschlägen (an der wir auch schon arbeiten)
Darüber hinaus wollten wir von den Workshopteilnehmenden wissen, in welcher Form eine solche Automatisierung dann auch den Auswertungsprozess sinnvoll unterstützen kann. Dazu haben wir einige mögliche Vorschläge für die Visualisierung der durch die Modelle vorgenommenen Klassifikationen gezeigt.
Hier war eine deutliche Präferenz für die Möglichkeit, gleichzeitige mehrere Themenschwerpunkte auswählen und visualisieren zu können (Anzeige von Schnittmengen). Um die auf Natural Language Processing basierenden Modelle in der Praxis auch anwendbar zu machen, bedarf es darüber hinaus einer geeigneten Softwarelösung, für die noch weitere Anregungen gemacht wurden:
die Visualisierung der klassifizierten Beiträge, z.B. eine Übersicht über alle Beiträge einer Kategorie
Möglichkeit der manuellen Nachkodierung von Beiträgen zulassen
Ausgabe von Überblickstatistiken über alle Beiträge eines Verfahrens (z.B. Anzahl der Vorschläge in einer bestimmten Kategorie)
Angabe eines Zuverlässigkeitswerts als Indikator dafür, wie „sicher“ sich der Algorithmus bei der Zuordnung ist
weitergehende Informationen zu Beiträgen erfassbar machen, z.B.
gelesen/ungelesen
Bearbeitungsstatus
Verantwortlichkeiten
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für die Zeit und den wichtigen Input. Insgesamt konnten wir damit wertvolle Erkenntnisse für die weitere Entwicklung von Analysewerkzeugen gewinnen. Einige davon befinden sich aktuell bereits ohnehin in der Entwicklung (z.B. die Erkennung von Verortungen oder die thematische Kodierung). Wir sind zuversichtlich, dazu bald weitere Ergebnisse zu präsentieren und damit einen weiteren Schritt zu machen, um die Verantwortlichen in der Beteiligungspraxis gezielt bei der Auswertung zu unterstützen.
In Wuppertal Heckinghausen findet aktuell eine städtebauliche Verkehrsuntersuchung statt, in deren Folge die Straßen im Stadtteil in den nächsten Jahren umgestaltet werden sollen. Am 20. Mai hat die Stadt Wuppertal dazu einer Online-Bürgerveranstaltung durchgeführt, um über den aktuellen Projektstand zu informieren und mit den Bürgerinnen und Bürgern in Austausch zu treten.
Im Rahmen unserer wissenschaftlichen Forschung befragen wir die Teilnehmenden an dieser Veranstaltung. Wenn Sie die Veranstaltung besucht haben und an unserer Befragung teilnehmen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf unter cimt-erhebung@hhu.de.
Am 9. & 10. März 2020 fand in Bonn die kombinierte Auftakt- und Statuskonferenz aller Nachwuchsgruppen statt, die im Rahmen des BMBF Programms Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) in der Sozial-ökologischen Forschung gefördert werden. Insgesamt werden aktuell fast 20 Nachwuchsgruppen gefördert, die sich im Rahmen der zweitägigen Konferenz vorstellten.
Als Teil der jüngsten Förderrunde aus dem Jahr 2019 haben wir uns den anderen Gruppen mit einem Kurzvortrag und einem Poster vorgestellt.
Eine Übersicht über alle aktuell geförderten Nachwuchsgruppen findet sich auf der Seite des BMBF.